Der klassische Reisedampfer: Triumph Thunderbird - die Fässer

die Fässer
Title
Direkt zum Seiteninhalt

Der klassische Reisedampfer: Triumph Thunderbird

Motorräder
Nachruf
Eigentlich gehört sie ja in die Rubrik 'Historie', aber weil sie uns so lange begleitet hat, soll sie hier einen würdigen Platz bekommen, auch wenn sie seit Juli 2021 nicht mehr in unserer Garage steht. Von Anfang 2002 bis zum Sommer 2021 - also fast 20 Jahre hörte sie zum Fuhrpark. Anfangs viel drüber geschimpft, noch mehr geschraubt, bis sie dann zu einem treuen, zuverlässigen Begleiter wurde. Sie erfreut inzwischen einen neuen Liebhaber, wir haben ja jetzt unsere Ennie.

Farewell, englische Lady!
Vorstellung
Auf dem Foto oben zu sehen ist unsere 'Große', eine Triumph Thunderbird Bj 1995 und seit Anfang 2002 bei uns im Fuhrpark. Eigentlich wollten wir einen Zweizylinder, der unsere Honda als Tourenmaschine und im Soziusbetrieb ablösen sollte. Auf der Probefahrt hat uns dann aber der souveräne Durchzug und das fauchen des Dreizylinders überzeugt. Mit dem Vorbesitzer war die Triumph viel auf langen Urlaubsfahrten herumgekommen, insgesamt über 60.000km. Viel Umbauarbeit hat er uns schon abgenommen: Federelemente von WP, Kofferträger und Gepäckbrücke, Scott-Oiler, Heizgriffe waren bereits dran und alle Motorteile der Sport-Ausführung hatte er eingebaut. Daher ist auch die Nennleistung von 71PS nur unter Vorbehalt korrekt. Mit den Umbauarbeiten haben wir dann weitergemacht und so steht sie nun aktuell (Mitte 2020) da, nachdem sich die Laufleistung mehr als verdoppelt hat!
Motor - Reparaturen
Leider sah es mit der Zuverlässigkeit nicht ganz so gut aus wie ich das von unserer Honda gewohnt war. Unser Vorgänger hatte schon bei ca. 40.000km den Zylinderkopf mit den Ventilen und Stzen überholen lassen. Es zeigte sich aber, dass das Ventilspiel an einigen der Ventile immer wieder auf fast Null zurückging. Daher habe ich den Zylinderkopf noch einmal in eine Spezialwerkstatt gegeben. Hier wurden die Ventile UND deren Sitzringe erneuert. In dem Zuge wurde auch Kolben und Zylinder überprüft - alles bestens. Als Folge blieb nun auch das Ventilspiel konstant.  
Ein zweites Mal musste der Motor noch auf die (diesmal heimische) Werkbank, als der Anlasserfreilauf seinen Dienst quittierte. Eigentlich eine Kleinigkeit, nur für die Montage muss der komplette untere Teil des Motors auseinander!
Immerhin konnten dabei die Lagerstellen der Kurbelwelle kontrolliert werden - auch hier, wie auch am Getriebe alles OK! Also Freilauf getauscht und alles wieder montiert! Die Fotos geben einen Eindruck welchen Umfang die Aktion hatte. Immerhin musste man anschließend nicht mehr anschieben.

Das oben beschriebene sind aber nur die größeren Eingriffe. Im Laufe der Zeit zeigten sich verschiedene 'Kleinigkeiten', die zu weiteren Aktionen führten. Im Folgenden sind einige davon aufgeführt:
Koffer und Topcase
Ein Topcase von Hepco und Becker erhöhte den Sitzkomfort der Sozia und das zur Verfügung stehende Tranportvolumen. Es ließ sich problemlos auf der schon vorhandenen Gepäckbrücke montieren.
Als sich nach und nach die Schlösser der stilmäßig ja hervorragend zum Motorrad passenden Krauser-Koffer verabschiedeten, war auch hier Handlungsbedarf. Bei H&B schlüsselgleiche (zum Topcase) Koffer Schlösser bestellt und angebaut. Die Schlösser haben nun die gewohnte H&B-Qualität, es geht alles mit einem Schlüssel und die Krauser-Koffer konnten gerettet werden.
Zubehör und andere Eigenbauten
Geber und Kontrolleuchte für die Kühlwassertemperatur funktionierten nicht mehr. Also auch hier Grund rein bringen. Die Besfestigung der Analoguhr am Lenker war ohnehin nicht besonders elegant, also habe ich die Instrumentenkonsole um Uhr und Temperaturanzeige erweitert. Dazu wurde die originale Platte durch eine neue ersetzt, die der originalen nachgebaut, aber mit den zusätzlichen Plätzen erweitert wurde. Die Halterung blieb die gleiche, die Zusatzinstrumente wurden mit einer Alu- Verkleidung versehen und so entstand das neu gestaltete Cockpit. In dem Zuge wurde dann noch die Halterung für die Frontscheibe durch eine, nicht der Zulassung entsprechende, aber stabilen Eigenbaulösung ersetzt.
Später zeigte sich noch der Bedarf an einer USB-Spannungsversorgung. Der 12V/5V-Adapter fand im Lampentopf seinen Platz, die USB-Buchse kam unter die Instrumentenkonsole. Auf den Fotos ist auch zu sehen, dass ich die Abdeckung der Instrumentenelektrik mit einem Alublech realisiert habe. Damit hatte dann endlich die fummelige originaleAbdeckung ausgedient.
Ein weiteres Ärgernis optischer Natur war die monströse Hupe an der linken Fahrzeugseite. Die wanderte in die Ersatzteilkiste. Statt dessen wurden zwei zierliche verchromte Exemplare aus dem Zubehör über dem Kühler angebracht. Damit wurde die Triumph zwar schlanker, die hässlichen Schläuche fielen aber noch mehr ins Auge. Also habe ich für die leicht abgeänderte Abdeckung der Trident-Modelle eine Halterung gebaut, sodass auch an der linken Fahrzeugseite die Optik wieder stimmt.
Um hinter dem linken Seitendeckel das Ritzel zu kontrollieren, soll lt. Triumph das Motoröl abgelassen werden. Und tatsächlich ist der linke Deckel so unmöglich konstruiert, dass beim abnehmen das Öl aus dem Motor fließt.
Wenn dann auch noch die dahinter liegende Papierdichtung beschädigt wird, ist der Gang zum Triumph-Händler angesagt. Auf die Idee, den Seitendeckel zu teilen sind die Engländer nicht gekommen. deswegen musste ich auch hier selber ran. Die Fotos zeigen, wie das ausgegangen ist!
Elektrik
Auf einer Tour in Luxemburg setzte ein großer Teil der Elektrik aus und eine Weiterfahrt war nur mit viel Improvisation möglich. Zuhause angekommen, zeigte sich die verschmorte Halterung der Haupsicherung als Grund des Übels. Um solchen Ausfällen in Zukunft vorzubeugen habe ich die Halterung mit einem Bauteil nach Industriestandard ersetzt. Es standen aber noch weitere Arbeiten an der Elektrik an. So hatte ich für die Hupe schon länger eine Relaisschaltung im Einsatz, weil die Übergangswiderstände in Schalter und Leitungen zu groß waren. Auch im Anlasserkreislauf zeigten sich die Übergangswiderstände, sodass der Motor nur bei gezogener Kupplung ansprang. Also wurden beide Relais für Anlasser und Hupe in einer speziellen Elektrik hinter dem rechten Seitendeckel zusammen gefasst. So kommt jetzt die Hupe ihrer Bestimmung nach und der Motor springt auch ohne gezogene Kupplung an.
Fazit
Nach dem Ausmerzen von all den 'Kinder'krankheiten (sofern man bei gut 100.000Km davon reden kann) hat das Motorrad jetzt einen ordentlichen Stand erreicht : Ein klassisches Motorrad irgendwo zwischen Chopper, Tourer und Naked-Bike, optisch wie akustisch äußerst ansprechend. Solide Grundkonzeption, auch gerade für Soziusbetrieb, der Motor überzeugt mit reichlich Drehmoment und Langlebigkeit. Und, wie gesagt, die ganzen Kinderkrankheiten der Engländer sind inzwischen ausgestanden. Warum bauen die Engländer das eigentlich nicht gleich so?
Zurück zum Seiteninhalt