Der handliche Allrounder: Royal Enfield Interceptor 650 - die Fässer

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Der handliche Allrounder: Royal Enfield Interceptor 650

Motorräder
Kauf
Seit dem Erscheinen der Interceptor hat mich das Motorrad fasziniert. Das klassische Outfit, der einfache Aufbau und auch die ersten Testberichte waren überzeugend.
So ließ ich mich im April 2019 auf eine Probefahrt ein. Ein Universal-Motorrad, wie die Triumph, nicht ganz so leistungsstark, aber eine spielerische Handlichkeit, sodass ich sofort mit ihr warm wurde. Da ich aber nur noch alleine unterwegs bin, ist das Leistungsmanko wohl zu verschmerzen, zumal auch hier die Charakteristik Drehmoment orientiert ist. Von da an stand das Motorrad unter meiner ständigen Beobachtung.
Rechts im Bild die Vorführmaschine des freundlichen Enfield-Händlers aus Wuppertal.
Weil der Gebrauchtmarkt für die Enfield über das letzte Jahr nichts, aber auch gar nichts hergab, habe ich mich Ende Nov.2020 zum Kauf eines Vorführers hinreißen lassen. So habe ich meine Ennie am 2.12.2020  mit 1185 km auf der Uhr in Frankfurt abgeholt. Die Farbe 'Ravishing Red' ist zwar nicht so meins, aber der Rest war dann doch überzeugend. Mein erstes (fast) fabrikneues Motorrad, so wie es von Band gelaufen ist. Wie das mit der Enfield weitergeht, wird hier zu lesen sein.

Ja, lange hat der serienmäßige Zustand nicht angehalten. Ein Windschild sollte sie bekommen, ein USB-Anschluss fürs Handy (Navi) muss auch sein, Koffer natürlich, eine Uhr, Heizgriffe für den Winter und, und, und....
Anbau der Frontscheibe
Bei dem Windschild habe ich mich für das Modell CS9 von Puig entschieden, bezogen über Louis. Der Anbau schien zunächst sehr einfach. Der Halter unter die Scheinwerferbefestigung geklemmt, ausrichten und fertig. Bei den ersten Fahrten neigte sich die Scheibe aber unter dem Winddruck immer mehr nach hinten, sodass ich eine zusätzliche Abstützung zwischen Scheibenmitte und Halterung von Tacho/Drehzahlmesser gebaut habe. So hält es jetzt und auch der Windschutz ist OK.
Handy-Halter
Ich bin kein Handy-Freak, trotzdem muss das Handy mit, weil ich darüber navigiere. Die gängigen Motorrad-Navis sind mir zu unflexibel, daher arbeite ich mit der App 'Locus Classic'. Die ist zwar manchmal etwas unübersichtlich in der Bedienung, die Funktionalitäten aber hervorragend (auch beim Wandern, Rad- und Autofahren).
Der Anbau des Handy-Halters gestaltet sich problemlos, dank der guten Befestigungsmöglichkeiten an der Querstange des Lenkers. Die rechteckige Alu-Platte ist übrigens eine Art Standard-Aufnahme für den eigentlichen Handy-Halter. Die gleiche Aufnahme gibts auch am Fahrrad und im Auto.
Anbau der Zusatzinstrumente
Eine Griffheizung für Fahrten an kalten Tagen, eine USB-Ladebuchse fürs Handy (Navi) und eine Uhr um die Zeit im Auge zu behalten. Das sind Dinge, die mir im Motorrad-Alltag wichtig sind. Für alles muss zum ersten ein Stromanschluss gemacht werden und zweitens die Bedienungselemente am Lenker angebracht werden.

Für die Elektrik habe ich eine neue separate Leitung mit Sicherung nach vorn in den Lampentopf verlegt und dort über ein Relais mit dem Zündschalter gekoppelt. So ist dort Dauerstrom für die Uhr vorhanden und übers Zündschloss geschaltete Versorgung für Heizgriffe und USB. Im Lampentopf gibt es zum Glück genügend Platz für Relais, 12V-USB-Adapter und Verteilerklemmen und große Eingriffe in die serienmäßige Elektrik sind auch nicht nötig. Wie das im Einzelnen aussieht, zeigen die nebenstehenden Fotos.
Die erforderlichen Bedienelemente sollen auf eine Konsole zwischen Lenker und Tacho/Drehzahlmesser. Zunächst werden zwei Bolzen auf die Halterung der Rundinstrumente geschraubt, daran befestigt eine Aluplatte. Diese bildet dann die Basis für die Bedienelemente (Version1).
Dabei hätte es eigentlich bleiben können, wenn da nicht mein Perfektionismus und der 3D-Drrucker wäre. So enteht eine weitere Version, bei der Uhr & Co in der Konsole versenkt eingebaut sind. So wirken sie gut intergriert und farblich passt das Schwarz auch besser. Das funktionierte eigentlich ganz gut, nur missfiel mir später die gerade vordere Kante, so entstand die dritte Version, bei der die Front der Konsole an die Form der Rundinstrumente angepasst ist. Auf den Bildern sind alle drei Versionen zu sehen.
Koffer und Topcase
Koffer zum ersten (Givi):
So ein 'Alltags-Motorrad' wie die Ennie muss bei mir Koffer haben. Bei Hepco&Becker war nichts brauchbares zu bekommen, lediglich GIVI hatte passende Träger und Koffer im Programm. Die habe ich dann auch geordert. Der Träger ließ sich leicht anbauen, alles passt gut. Die Koffer sind kompakt , die Verarbeitung gut. Die Ergonomie des Monokey-Systems ist - zumindest für mich - gewöhnungsbedürftig. Warum allerdings die Träger für die schlanken kompakten Koffen so breit bauen müssen, ist schon fraglich. Auch bei der Verkabelung der Blinker war ich mit der vorgesehenen Lösung nicht wirklich zufrieden, daher die gezeigten Änderungen. Außerdem zeigte sich im Alltag, dass die Koffer für viele Dinge wie z.B. ein großes Laptop zu klein sind. All das motivierte mich zu einem (fast) kompletten Eigenbau.
Koffer zum zweiten (Krauser):
Als Vorbereitung habe ich versucht, die Federbeine mit dem Ausgleichsbehälter nach vorn zu drehen - das geht und schafft Platz! Von meiner Triumph standen noch die Krauser-Koffer in der Garage. Ein Freund steuerte zwei alte Krauser-Alu-Rahmen bei und so fehlte 'nur noch' die Befestigung. Also erst mal dünne Streben in Stahl gebaut, um die Form zu finden und die Position der Koffer zu testen. Dann Streben aus Aluminium und 'in schön' nachgebaut.
Danach die Feinjustierung der Halterung, Befestigung der Blinker und deren Verkabelung. Nun habe ich wieder meine altgedienten Krauser-Koffer aus Triumph-Zeiten mit den langlebigen Hepco&Becker Schlössern, die mich schon fast 100.000 km auf der Triumph begleitet haben. Da passt ordentlich was rein, die kann man abschließen oder eben auch nicht und breiter als die GIVI's bauen die Koffer dank gedreht montierter Federbeine und optimierter Halterung auch nicht einmal!
Topcase (Hepco & Becker):
Weil das mit den Kofferträgern so gut geklappt hat und die große Tour anstand, habe ich mit dem H&B-Topcase (war auch noch aus Triumph-Zeiten übrig) gleich weiter gemacht. Die Gepäckbrücke von Krauser muss zunächst seitlich etwas eingekürzt werden. Das Halteschloss vom Topcase bekommt eine Distanzplatte und greift an der Brücke in ein Gegenstück aus dem 3D-Drucker. Weiter vorn halten zwei aus Aluminium gefräste Haken das Topcase an der Gepäckbrücke. Bei den Haltern für die Brücke war wieder ausprobieren angesagt: erst provisorisch, dann in schön und stabil. Weil das wuchtige Topcase nicht so recht in die Optik passt, ist alles so gebaut, dass es für die große Reise schnell montiert, aber im Alltag auch fix wieder abgebaut werden kann.
Scharniere:
Die Krauser Koffer sind ja nun aktuell schon fast 30 Jahre alt und das merkt man an den Anbauteilen. Die Krauser-Schlösser habe ich schon im 'Triumph-Zeitalter' gegen die von Hepco&Becker getauscht (schlüsselgleich mit dem Topcase). Jetzt schwächelten die Scharniere. Die haken zunehmend aus und lassen sich dann nur schwer wieder zusammensetzen. Daher muss hier was passieren! Also habe ich neue Ersatz-Scharniere selbst entworfen und gebaut, die stabil, glattflächig und montagefreundlich sind. Wie das aussieht zeigen die Fotos. Zugegeben, es war schon etwas aufwendiger und von den originalen Koffern sind damit fast nur noch die Schalen übrig, aber das macht sie eben so besonders.
Ketten-Öler
Einen Kettenöler sollte meine 'Ennie' bekommen. Meine Wahl fiel auf Cobrra Nemo2, wegen dem einfachen Funktionsweise und Empfehlung von Freunden. Bei der Recherche im Netz stieß ich auf einen Klon aus China. Das Ding war so billig, dass ich mich auf das Abenteuer eingelassen habe. Es war alles dabei, was auch bei dem Original geliefert wird. Also eine Schelle für die Lenkerbefestigung gebaut und auch für den Auslauf am Kettenrad habe ich Hand angelegt. Mein spezieller Halter nutzt eine Gewindebuchse, die die Enfield-Jungs freundlicherweise an der Schwinge vorgesehen haben. Der Auslauf aus verlöteten Messingteilen verteilt das Öl bei mir - anders als beim Original vorgesehen - auf beide Seiten der Kette. Ich denke die  Fotos oben sagen mehr als langwierige Beschreibungen.
Die inzwischen gemachte Erfahrung zeigt, dass der China-Clon dem Original aus meiner Sicht in nichts nach steht.
Die Funktion des Systems ist einfach und wirkungsvoll und das ohne Regensensor, Elektronik, Spezial-Öle, etc. Im Prinzip ist es ja nur ein leicht bedienbares, fest angebautes Ölkännchen. Ja - OK, es kommen auch Spritzer auf die Hinterradfelge. Aber es ist nur Getriebeöl, das sich sehr leicht wegwischen lässt (im Gegensatz zu klebrigem Kettenfett). Erfolgt das Nachölen bei geringen Geschwindigkeiten (innerorts), halten sich die Verschmutzungen im Rahmen. Und wenn man die Öldosierung bei den verschiedenen Fahrzuständen (Autobahnfahrt, Regen) nicht der Elektronik überlassen muss, ist das ja nicht unbedingt ein Fehler.
Reifen
End - Übersetzung
Als die Serienbereifung von Pirelli (Phantom Sportscomp) am Ende war, habe ich auf die (bei meiner Honda) so bewährten Bridgestone BT46 gewechselt. Der Erfolg war wie zu erwarten: super Grip und die Ennie wurde noch einmal deutlich handlicher. Ob ich hier weiter experimentiere ist nach dem überzeugenden Ergebnis fraglich.

Die Enfield ist ja nun kein Rennpferd, sondern eher etwas für den Alltag und zum entschleunigten Touren. Daher habe ich versucht, das relativ hohe Drehzahlniveau durch ein größeres Ritzel zu senken. 16 statt der serienmäßigen 15 Zähne sollten wohl gehen, zumal ich ja nur noch allein (ohne Sozius) unterwegs bin.
Das 16er Ritzel passt ohne Probleme. In der Fahrpraxis hat sich das inzwischen bewährt. Das Drehzahlniveau sinkt, beim Anfahren und bei niedrigen Drehzahlen sind bei mir keine Probleme spürbar. Vielleicht probier ich auch noch ein 17er Ritzel.
Schalthebel und -gestänge
Anfangs nervte mich nur, dass sich der Schalthebel für meine Füße nicht weit genug nach oben stellen ließ. Als ich das Gestänge so einstellte, dass mein Stiefel bequem darunter passte, konnte ich nicht mehr hochschalten. Also habe ich den Hebel hinter der Anschrauböse etwas nachgearbeitet. Soweit war das OK, aber die wackelige Lagerung des Hebels blieb mir ein Dorn im Auge.
Irgendwann habe ich dann die Fußrastenanlage mit dem Hebel abgebaut und einen neuen Lagerbolzen gedreht, bei dem sowohl das radiale wie auch axiale Spiel auf ein Minimum reduziert ist. Jetzt wackelt nix mehr und mein Maschinenbauer-Herz ist befriedigt. Was ich nicht geahnt habe, ist, dass sich dadurch die Schaltpräzision erheblich verbessert und auch der Schaltweg deutlich kürzer wird. Hier hätten die Enfield-Jungs etwas mehr auf Präzision achten sollen, denn am Getriebe selbst gibts ja nichts zu meckern.
Glitter & Dust
Wie oben schon angedeutet, fand ich das 'Ravishing Red' meiner Enfield nicht ganz so hinreißend, wie der Name es eigentlich andeutet. Begeistert hat mich dagegen sofort die Ausführung 'Glitter & Dust', als ich sie bei meinem Händler sah. Das passt in meinen Augen so richtig in die Optik des Retro-Motorrads. Also ging ich auf die Suche nach einem entsprechenden Tank. Fündig geworden bin ich direkt in Indien, wo der Tank über ebay angeboten wurde. Preis war OK, Versand und Zollabwicklung ebenfalls, sodass der Tank gut verpackt bei uns an kam. Der Umbau wäre problemlos verlaufen, wenn da nicht der O-Ring an der Benzinpumpe gewesen wäre. Der hatte sich vermutlich durch den E10-Sprit ausgedehnt und ließ sich erst im vierten Versuch wieder vernünftig einbauen.
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